USA - New Mexico
…..oder Begegnungen der dritten Art.
1. Carlsberg Caverns
New Mexico empfängt uns mit einer willkommenen Erfrischung: dem Besuch der Carlsberg Caverns. Aufgrund der Pandemie werden keine Touren angeboten, aber immerhin, man kann die Tropfsteinhöle auf eigene Faust erkunden. Audioguides bekommt man auf Wunsch auch, aber naja, mir sind das immer zu viele Gerätschaften, die neben Handy und Kamera an mir herum baumeln. Außerdem hatten wir uns für die Höhlenexpedition noch mit Taschenlampen, Verpflegung (für mehrere Tage) und eine wärmende Jacke ausgerüstet. Während die zusätzliche Kleidungsschicht definitiv in 487 Metern Tiefe ihren Zweck erfüllt hat, sind Taschenlampen nicht nötig, anscheinend waren wir doch nicht die ersten, die den Abstieg zum größten unterirdischen Raum wagten...
Auch zum Aufspüren angekündigten Bulldoggfledermauskolonien sind Taschenlampen nicht nötig... Diese Viecher machen unmissverständlich durch ihren Geruch auf sich aufmerksam.... Die erste Begegnung der dritten Art ;-)
2. Roswell
Zurück an der Erdoberfläche -puuuuuh waaarm- ist unser nächstes Ziel der White Sands NP. Wo wir jedoch schon soooo nah dran sind, nehmen wir - auf Björn’s Drängen hin - einen kurzen Schlenker über Roswell in Kauf:
Ich (Björn) geb’s ja zu, ich steh drauf. Science Fiction. In den letzen Jahren habe ich so gut wie jedes Buch gelesen, dass in diesem Genre erschienen ist.
Zwar kenne ich Capt. Kirk & co nicht persönlich, eine gewisse Vertrautheit stellt sich allerdings schon ein. Ist halt irgendwie meins, ohne dass ich verkleidet auf Conventions laufe, oder die gesammelten Werke des Kollegen E. von Däniken meterweise im Bücherregal stehen habe.
Daher mussten wir einfach hin - zumindest mal durchfahren. Man will ja wieder ruhig schlafen können. Ist auch so eine once-in-a-Livetime - Sache. Deswegen in den Flieger setzen und mal kurz rüber jetten (erinnert Ihr Euch noch, wie einfach das früher war?) - neee. Aber wenn man schonmal dort ist! Also hat die Route zum nächsten Nationalpark einen kleinen Schlenker Richtung Norden verpasst bekommen. Noch ehe die Stadt in Sichtweite ist, finden sich links und rechts erste Anzeichen extraterrestrischen Lebens - oft in Form von mittelgroßen, grünen Wesen, die einem allerdings oft recht freundlich den Weg zum nächsten Restaurant oder RV-Park zeigen.
Auch das Ortsschild läßt unmittelbar Rückschlüsse auf die (möglichen) Geschehnisse aus dem Jahr 1947 zu….
Da uns die (mittelgroßen) grünen Männchen nicht (oder in einer für uns unverständlichen Sprache) antworten, rollen wir weiter Richtung Zentrum und landen direkt beim Internationalen UFO Museum.
Für eine kleine Spende in terrestrischer Währung erhält man einen Aufkleber, der den Träger klar als Humanoid identifiziert. Man darf sich dann anhand von alten Zeitschriften sowie Dokumenten einen Überblick über die (möglichen) Geschehnisse auf der Foster Ranch verschaffen.
Nach dem Besuch bin ich nicht schlauer, allerdings froh, mal dort gewesen zu sein. Ist alles etwas seltsam…
Tatsächlich lernt man in dem Museum auch, dass um Roswell ab 1941 die Army Air Force Flying school entstand, die sich während des zweiten Weltkrieges wohl zur größten Strategiebasis der amerikanischen Luftwaffe mauserte. Beide Piloten die die Atomsprengkörper über Japan abwarfen, wurden hier ausgebildet. Danach war hier ab 1962 im Kalten Krieg das Atlas F Waffensystem stationiert. Diese Raketen waren in der Lage, Atomsprengköpfe über 6.000 Meilen weit zu transportieren, deren Sprengkraft deren der Little Boy Bombe von Hiroshima um das 250fache übertraf…
Um diese Schautafel besser zu verdauen, ist gleich daneben die nach Augenzeugenberichten nachgestellte und musikalisch untermalte Alienlandung aufgebaut.
Dass innerhalb des „Museums“ sowie außerhalb recht umfangreich mit T-shirts & co geworben wird, ist ja klar….
3. Cloudcroft
Mit gemischten Gefühlen und etwas verwirrt fahren wir weiter... Bis Whitesands werden wir es heute nicht schaffen, so suchen wir uns einen Stellplatz über die iOverlander App irgendwo auf dem Weg dahin. Mittlerweile ist es Ende Mai und die Temperaturen steigen merklich. Ich bin deshalb für jede Abkühlung dankbar... Die erhält man hier aber nur unter der Erde oder: auf den Höhen. Wir entscheiden uns also wieder in die Berge nach Cloudcroft zu fahren. Der Stellplatz liegt an einer Forststraße mitten in Wald. Auf dem Weg dahin efolgen wir einem abgeratzten Pickup, auch unser Navi bestätigt uns eine vermeintliche Abkürzung. Die Straße windet sich malerisch Höhenmeter um Höhenunterschied den Berg hinauf, wird schmäler, schließlich ungeteert. An einer Abzweigung, die uns dann doch zu schmal für unseren Toyo vorkommt, hält der Pickup an und der Fahrer kommt auf uns zu. An wen erinnert er mich nur? Mit mulmiges Gefühl im Bauch öffnen wir unsere Fensterscheibe einen Spalt: Aha, jetzt weiß ich auch, an wen mich der Herr erinnert hat... Intschutschuna, Winnetous (Apachen-) Vater... Er macht uns lachend darauf aufmerksam, dass wir im Indianergebiet sind und dies eigentlich nur eine Versorgungsstraße ist. Wir sollen nicht wie er links, sondern nach rechts fahren, da kommt man auch nach Cloudcroft. Ooook. Sorry, kein Schild oder so gesehen... Unser Apachen-Häuptling verabschiedet sich freundlich und braust in einer Staubwolke davon... wir fahren bedröppelt nach rechts. Nach 5 Minuten sind wir wieder auf einer Hauptstraße... HIER steht jetzt auch ein Schild, das auf das Indianergebiet hinweist...
Egal, war ja eine schöne Fahrt und nette Begegnung... Nach weiteren 10 Minuten erreichen wir unseren Stellplatz. Leider sind wir nicht ganz allein, einige Jugendliche mit Gasgrill und Zelten kennen den iOverlander-Tipp auch, aber sie haben einen ganz guten Musikgeschmack, also bleiben wir für diese Nacht.
4. White Sands NP
Am nächsten Tag erreichen wir Whitesands am späten Vormittag. Es ist der kleinste NP der USA, wie üblich mit einigen Wanderrouten und Picknickplätzen ausgestattet.
Es ist so dermaßen grell hier, dass ich weder auf den Bildschirmen noch im Sucher der Kameras irgendwas erkenne. Also “schieße “ ich die Fotos aus der Hüfte im Blindflug...und habe manchmal auch Glück... weißer Gecko auf weißem Sand ... die Anpassung von Tier an Natur ist manchmal unbegreiflich...
5. MARY
So, unser must-see Whitesands ist abgehakt ;-) für die nächsten Tage haben wir keine genauen Pläne. Wir wissen nur, dass wir Campingplatzreservierungen ab 31.5. am Grand Canyon Arizona und an 6.6. in Moab Utah haben. Bis dahin sind noch einige Tage Zeit. Mittlerweile haben wir gelernt, dass wir in den abgelegenen Regionen und Nationalparks mit unserem Mobilfunk-Anbieter AT&T etwas aufs falsche Pferd gesetzt haben und wollen das in der Zeit bis zum Grand Canyon ändern. Wir reservieren für die kommenden Tage einen Campingplatz in Flagstaff und lassen von Amazon die gekauften Netzverstärker und Notfalltracker dorthin liefern, außerdem ist unsere zweite Covid19-Impfung fällig, diese terminieren wir auch in Flagstaff.
Wir gondeln also langsam über Las Cruces und den Gila National Forest Richtung Arizona. Die kommenden Tage lassen wir uns eigentlich nur treiben und suchen kleine Stellplätze über iOverlander. In Las Cruces beschert uns das die Begegnung mit -nennen wir sie “Mary"-. Eine Dame Mitte 30 im jetzt blauen ex-Schulbus und 5 (!!!!) Kindern.
Von dieser Begegnung erhole ich mich Tage nicht mehr. Sie ist freundlich, verwickelt uns -oder besser Björn - in die Erzählung ihrer Lebensgeschichte: Sie ist ein “professional organizer” und schon seit 3 Wochen auf diesem Stellplatz in the middle of nowhere. Weil sie eigentlich eine Facebookbekanntschaft treffen wollte, die sich jetzt aber nicht mehr meldet. Als sie weiterfahren wollte, hat sie einen Job angeboten bekommen und blieb deshalb. Achja, sie lebt von ihrem Mann getrennt, der nie reisen wollte, aber sie macht jetzt ihr Ding mit ihren Kindern. Schule? Sie unterrichtet die Kinder selbst. Für die notwendigen Computern etc. haben sie Solar auf dem Dach, die Kinder tauschen aufgeladene Akkus regelmäßig aus. Auf Reisen können diese sowieso mehr lernen als in der Schule... ja die älteste Tochter ist nicht so ihrer Meinung, aber bestimmt nur, weil sie gern einen Freund hätte, aber sie soll erst viele Leute kennen lernen, bevor sie sich für einen Mann entscheidet. Wie eine 16 jährige viele Leute kennen lernen soll, wenn sie statt zur Highschool zu gehen mit Mama und 4 jüngeren Geschwistern in der Wüste gestrandet ist, erklärt Mama nicht. Dafür interessiert sie sich auffällig für Björn (mich spricht sie fast gar nicht an) und stellt ihm auch gleich 4 ihrer Kinder vor. Die älteste Tochter kommt nicht mit zum Antrittsbesuch. Als Björn irgendwann einsilbiger wird und wohl kein Interesse an den Kindern zeigt, tauchen andere Camper auf. Ein Pärchen und ein alleinreisender Mann Anfang 30. ... Wie schnell sich doch das Interesse plötzlich wandeln kann. Mamma lässt das andere Pärchen -und uns- links liegen und stürzt sich förmlich auf den Alleinreisenden, stellt ihre Kiddies vor, sitzt bis tief in die Nacht mit ihm am Lagerfeuer und fährt morgens mit ihm weg. Die Kiddies im Alter von 3 bis 14 werden von der 16jährigen beaufsichtigt... vor laufendem TV.... homeschooling?
6. Unfreundlicher Abschied
Die nächsten Tage fahren wir auf einer „scienic route" durch den Gila National Forest und halten an kleinen Natur-Campingplätzen.
Vor allem die City of Rocks hat es uns angetan - seht selbst:
… wir wollen New Mexico über dieses Gebirgssträßchen - natürlich mit wenig Netzempfang - in Richtung des Ministädtchens „Alpine" (Arizona) verlassen, halten jedoch zum Abschied an einem Aussichtspunkt. Ganz im Stil der Einheimischen lassen wir für den kurzen Fotostop den Motor laufen, als plötzlich beim Wiederanfahren das gesamte Armaturenbrett unseres Land Cruisers mit einem vernehmlichen Klicken schwarz wird und auch die Lüftung ausgefallen ist.
Noch nagelt der Dieselmotor wie gewohnt, doch um Sicherungen in der Elektrik zu prüfen, müssen wir ihn abstellen…