USA - Lousiana New Orleans.
Während wir auf die Lieferung einer stärkeren Lichtmaschine warten, haben wir beschlossen, eine Runde von Jackson, Mississippi, zum Mississippi River und an selbigem weiter bis nach New Orleans zu fahren. Von dort soll es nach ein paar Tagen wieder zum Ausgangsort zurückgehen, hier wird dann der kleine Eingriff am Land Cruiser unserem Bordnetz ein wenig unter die Arme greifen.
Vor einigen Tagen haben wir bereits erste Anzeichen entdeckt, dass der Regler in der Lichtmaschine nahe an der Belastungsgrenze arbeitet bzw diese bald überschreiten wird. So beginnt die Spannungsanzeige bereits zeitweise zu pendeln, auch zeigten sich des öfteren bisher verborgene Anzeigen im Instrument und machten ebenfalls auf ein sich anbahnendes Problem aufmerksam.
Daher haben wir unsere Rundfahrt auch dazu genutzt, mal den „Ernstfall“ zu proben - und nur mit Sonnenenergie unterwegs zu sein. Also nicht der Land Cruiser, der futtert weiterhin genüsslich seinen günstigen Diesel (~0,60 €/Liter).
Unsere Zusatzbatterie für den Wohnaufbau wird per Solar und auch mit einem an der Fzg-Batterie angeschlossenen Ladegerät gefüttert. Diesem ziehen wir nun den Stecker bzw. die Sicherung - jetzt heißt es also Sonne tanken. Wir parken daher - zum leichten Verdruss der Beifahrerin - möglichst unter freiem Himmel, was in Kombination mit der recht hohen Luftfeuchtigkeit zur Herausforderung wird…
Zu der gewählten Strecke sowie den Gefahren, die am Wegesrand auf uns lauerten, kommt noch ein separater Eintrag von Simi, wenn ich sie mal wieder an den Laptop lasse…
NOLA. (New Orleans)
Wir haben uns für 2 Nächte im Jude Travel Park eingemietet, einem recht zentral gelegenen Stellplatz. Direkt am Platz können wir für den nächsten Tag einen Transfer ins French Quarter organisieren, für viel mehr reicht unsere Energie nach dem Besuch einer bekannten Plantage (Oak Alley) auch nicht mehr aus - ist ein klitzekleines bisschen warm hier unten.
Ausgestattet mit einem Rucksack voller lebenswichtiger Gegenstände sind wir am nächsten Morgen bereit zum Eintauchen in das Stadtviertel von NOLA, vor dem genauso eindringlich gewarnt wie geworben wird.
Nach dem Absetzen und den ernst gemeinten Hinweisen unserer Chauffeurin suchen wir den Ausgangspunkt eines kleinen Stadtspaziergangs, den unser Lonley Planet uns empfohlen hatte. Dazu geht es durch die Frenchmen & Decatur Street, den French Market lassen wir erstmal links liegen, ehe wir an der St. Louis Cathedral loslegen können. Nun führt uns unser Weg von Block zu Block, trotz der rechtwinkligen Bauweise der Straßen sind wir ohne professionelle Hilfe schnell orientierungslos. Da wir sowieso schon länger mit einem latenten Hungergefühl unterwegs sind, beschließen wir spontan, in einem französischen Cafe (Croissant D'Or Patisserie) einen Tisch zu besetzen. Zur Belohnung, dass wir es unversehrt bis hier geschafft haben, gab es Croissants mit Avocadotoast und Rührei. Das war jetzt mal garnicht schlecht, wir haben neben einigen Kalorien wieder Mut gesammelt, den Rest des Spaziergangs in Angriff zu nehmen. Sah bisher ja auch noch nicht sooo gefährlich aus - läßt man mal die Einrichtung des Voodoo Authentica sowie der anderen „speziellen“ Läden hier außer Acht.
Also weiter, aus einem zarten Händchenhalten ist mittlerweile ein fester Griff beiderseits geworden - man weiß ja nie… Und dann stehen wir plötzlich auf DER Straße schlechthin, der Bourbon Street. Ok, es ist Mittag, einige der angesagten Bars und Kneipen sind noch nicht offen, aber irgendwie….gefährlich? Unsicher fühlen wir uns nicht, als wir - entgegen der Beschreibung - sogar länger auf besagter Straße bleiben. Die Dekoration der Häuser/ Balkone ist einfach zu ansprechend, die Kamera beginnt bereits sich zu beschweren und nach einer neuen Speicherkarte zu japsen.
Aber wenn man genau hinschaut, erkennt man sie wieder, diese Gegensätzlichkeit: Direkt neben einem restaurierten & schön hergerichteten Haus, welches ein hochwertiges Restaurant beherbergt, liegen mehrere Menschen mit all Ihren Besitztümern und schlafen auf dem Bürgersteig.
Ja, es gibt Menschen, die kommen zum Feiern & für Partys nach NOLA, dort haben gewisse Personen teilweise ein leichtes Spiel. Das dürfte aber in anderen Städten auf dem Globus nicht anders sein. Was also ist das Gefährliche, vor dem uns hier jeder gewarnt hat? Wir sind noch nicht dahinter gekommen und suchen nach einer Stärkung auf dem French Market eine Touristeninformation auf. Die nette Dame solle uns doch bitte mal erklären, was hier das Problem ist.
Als ob sie nur auf uns gewartet hatte, greift sie zur obersten der A3-Karten des French Quarter und schiebt diese vor uns. Dann zückt sie einen dicken schwarzen Stift und fängt an, einzelne Blocks auf der Bourbon Street sowie ganze Straßenzüge und Stadtviertel drumherum mit deutlichen Strichen aus der Karte zu löschen - permanent kommentiert mit „Don’t go here -and not here -aaaaand neither here. This is no good. Not after dark. Enjoy your stay, have a good day! “ Aaaaahja. Eine verständliche Begründung ist sie uns aber schuldig geblieben.
So nehmen wir unsere auf einzelne Straßen reduzierte Karte mit, besuchen den French Market (viel Tand aber sehr nett) und nochmal den Vorplatz der St. Louis Cathedral, auf dem sich nun diverse Wahrsager, Portraitzeichner & unzählige Musikanten versammelt haben und um Kundschaft werben. Gleichzeitig bahnt sich eine Hochzeitsgesellschaft den Weg aus der Kirche heraus, Braut & Bräutigam sichtlich happy - wie man das so von ihnen erwartet - scheint also alles gutgegangen zu sein beim Ja-Sagen. An sich ist dies aber wieder einer dieser Gegensätze, wirklich gestört hat sich niemand daran. Ist hier halt so.
Wir schlendern weiter, nähern uns langsam dem Treffpunkt, unser Shuttle kommt bald. Dabei drehen wir noch ne kleine Runde, entdecken einen Skateplatz in einer alten Lagerhalle. Hier rollern alle Couleur gemeinsam zwischen den Säulen der Halle hindurch, es geht also auch anders.
Fünf Minuten vor Abholung entdecken wir in der Frenchmen Street eine kleine, urige Bar mit Livemusik im offenen Innenhof. Mist, zu spät, die wäre nach unserem Geschmack gewesen.
Zurück im Aufstelldach sinnieren wir noch etwas über den Tag wie wir ihn erlebt haben bzw. wie er uns angekündigt wurde, an Schlaf ist in dieser Nacht nicht zu denken. Ursache ist aber nicht das Gedankenkarussell im Kopf, sondern irgendwelche Gestörten, die auf den Straßen bekannte Szenen aus „The Fast & the Furious“ nachspielen und mit Ihren Fahrzeugen nahe am Drehzahlbegrenzer durch die Straßen driften. Wir horchen eine Weile regungslos in die Nacht, es möge doch nun bitte mal eine Polizeisirene ertönen und die Laiendarsteller nach Hause schicken. Doch stattdessen kommen noch eindeutig identifizierbare Schüsse hinzu - da waren sie wieder, die Probleme dieser Stadt.