Spanien - Lessons learned Camino de la Costa / C. del Norte

„Es wurde schon alles gesagt – nur noch nicht von Jedem.“ 

Der von einem ehemaligen Arbeitskollegen öfters zitierte Spruch gilt auch für vieles rund um den Camino – hilfreiche bzw. notwendige Literatur wie z.B. den Outdoor-Wanderführer aus dem Conrad Stein Verlag ausgenommen.

 

Daher hier nun – statt bekannten Inhalt neu formulieren – (m)eine Liste ☺️ als Fazit zu 679 km Wandern:

 

[Es besteht keine Verbindung zu den im Text genannten Markennamen, alle erwähnten Produkte wurden regulär gekauft und bezahlt.]

Untenrum

In der Literatur werden „Wanderschuhe, möglichst leicht“ empfohlen. Für jemanden wie mich, der (hohe) Wanderschuhe besitzt & diese für nicht allzu schwer einschätzt, ist diese Formulierung irreführend und führte zum ersten Paket, dass nach Deutschland gesendet wurde (-> Correos).

Es reichen eindeutig Treckingschuhe, dabei ist deren Höhe (über den bzw. bis zum Knöchel) gemäß des persönlichen Geschmacks zu wählen.

Viel wichtiger ist das, was drinsteckt, nämlich Sohlen & Füße.

 

Meine gewählten Ersatzschuhe waren noch aus den USA und sind primär wg. des geringen Gewichts in den Rucksack gewandert. Sollten ja nur kurz bzw. bei Notfällen getragen werden. 

Das diese nach 2-3 Wandertagen für eine Weile meine Hauptschuhe sein würden, konnte man ja nicht ahnen. Dann hätte ich vermutlich mehr auf das Fußbett geachtet…Warum? Siehe nächster Punkt. Wenn sich jemand also mit Trekkingschuhen trittsicher bewegen kann, kann er diese sicherlich nutzen. Je nach Beschaffenheit können auch stabile Lauf-/ Joggingschuhe die richtige Wahl sein.

Ob Goretex bzw. eine andere wasserdichte Membran in den Schuh gehört? Bis Galizien wäre meine Antwort eindeutig NEIN, ab dort ist dies eine mehr als sinnvolle Option. Entscheiden mag das bitte jeder für sich – evtl die Frage „Trocknen die klatschnassen Schuhe bis morgen in einer Unterkunft, in der selbst schon ein leicht subtropisches Klima vorherrscht?“ berücksichtigen…

Oft zeigen sich Fehlstellungen oder sonstige Eigenheiten der Füße erst beim Laufen. Nachdem ich vermutlich zu lange in zu weichen Schuhen ohne richtiges Fußbett unterwegs gewesen bin, machten sich die ersten Effekte bemerkbar – Drucksensibilität der Ferse beim Auftreten & Schmerzen im Spann. Der Versuch, hier mit Einlagen korrigierend einzugreifen brachte nur bedingt Linderung, es mussten neue Schuhe her. 

Die Wahl viel bei mir auf Halbschuhe von Salomon, mit denen in den darauf folgenden Tagen die nötigen Distanzen absolviert werden konnten, doch eine Vergrößerung der Tagesetappen war nicht mehr möglich. 

Daher: Vorab den Orthopäden des Vertrauens aufzusuchen, wäre die bessere Option gewesen.

Zwischenlage

Über die nervigste Pilgerkrankheit schlechthin – Blasen – ist an anderer Stelle auch schon ausreichend philosophiert worden.

Daher nur kurz: Von den regulären Biestern bin ich weitestgehend verschont geblieben, leider nicht von jenen, die sich irgendwie tiefer (teilweise unter der Hornhaut) bilden. Hier erzeugt eigentlich wenig eine brauchbare Abhilfe, bei mir hat allerdings das strickte Tragen sogenannter Pilgersocken die Plagegeister komplett vertrieben. 

Hinter diesem etwas sperrigen Begriff verbergen sich Doppelsocken, die die durch die Laufbewegung erzeugte Reibung zwischen Ihren Lagen abbauen. Klingt kompliziert, funktioniert aber. 

Für alle, die Ihre Füße lieber den „regulären“ Wandersocken anvertrauen - die bewährten Compeed-Pflaster sind in den spanischen Apotheken in einer deutlich größeren Varianz verfügbar: 🙂

Self-service

Fenistil, Bepanthen, DOC-Creme & Pferdessalbe sollte man nicht nur mit sich rumtragen, sondern auch benutzen. Oft auch prophylaktisch, dann brennt & zwickt es weniger. Um das alles rucksackfreundlich zu verstauen, empfehlen sich kleine Dosen mit Schraubdeckel. Deren Inhalt sollte auch der regelmäßigen Anwendung genügen - falls nicht, findet man in den Apotheken entlang des Weges Nachschub.

Für weitere Details bitte die einschlägige Fachliteratur bemühen oder per Online-Enzyklopädie sich das fehlende Wissen aneignen.

(Er-)Tragen

Wir haben ja während des Laufens den Rucksackinhalt weiter optimiert, um der Empfehlung „10% Körpergewicht“ zu entsprechen. Doch schlussendlich waren es eher Füße statt Schultern, die den Ausspruch weniger ist mehr gefordert haben. Daher – Ihr wisst schon: Geht zum Arzt. Vorher. Oder nehmt gleich die richtigen Schuhe.

Den Rucksack sollte man dennoch mit Bedacht packen, aber das hatten wir ja schonmal thematisiert. Daher nur zur Erinnerung: Nicht alles, was rein kann, muss auch mit…

Smartphone & co

Dem oftmals vehement geforderten Verzicht auf den digitalen Wegbegleiter auf der Wanderung widerspreche ich aus meiner persönlichen Erfahrung.

Trotz im allgemeinen guter Beschilderung ist es manchmal sehr hilfreich, zu wissen wo man ist. Papierkarten, auf die ich im Land Cruiser als Rückfallebene nicht verzichte, fallen gewichtstechnisch schonmal raus. Da die netten Obelisken zur Makierung erst ab Ribadeo am Wegesrand vorhanden sind, kann eine GPS-App die Wissenslücke bzgl der bereits absolvierten KM-Laufleistung erfolgreich schließen.

Aufgrund des durch Covid-19 verursachten Reservierungszwanges für Pilgerherbergen entlang des Caminos ergibt sich schnell ein weiterer Zwang, das Smartphone mitzunehmen. Telefonhäuschen im klassischen Sinn haben wir unterwegs nämlich keine gefunden.

Und was ist der erste Camino ohne eine möglichst umfangreiche Fotodokumentation? 

Auch findet man entlang der Strecke bereits mehrfach „Werbung“ von Herbergen, die alles relevante hinter einer QR-Code - Verknüpfung bereitstellen.

So sieht Wandern digital aus:

Für alle, die möglichst gleich lospilgern wollen: schaut mal auf www.gronze.com vorbei.

Hier werden nicht nur die einzelnen Etappen der unterschiedlichen Camino’s detailliert beschrieben - der für uns wichtigste Teil war die Verfügbarkeit der einzelnen Unterkünfte.
Eventuell gibt es andere Internetseiten bzw Apps für die jeweiligen Smartphones mit gleichem oder sogar besserem Informationsgehalt - das sollte jeder für sich herausfinden.

[©️ www.gronze.com, Aufbau Seite, einzelne Etappe, verfügbare Herbergen pro Ort]

Wo wir schon den den QR-Codes sind: ca. 97 % aller besuchten Bars, Restaurants & co haben diese auf der Hauswand, dem Tisch oder dem Blumentopf positioniert. Klassische Menükarten gibt es eigentlich nur noch als handgeschriebenen Aufsteller auf der Straße oder auf Nachfrage speziell für Touristen…

Sitz-Platz!

Ein Sitzkissen wird in keiner Packliste, an der wir uns orientiert haben, aufgeführt. Sollte aber mit. 

Wir haben ein noname-Set von Amazon für 5€, dass uns schon erfolgreich in den USA begleitet hatte. Leicht sind die Dinger ja per se, ein kleines Packmaß sowie eine spürbare Isolierwirkung wäre top. 

Dichtmachen

Etwas, das wir nicht dabeihatten, ich für den nächsten Camino mitnehmen würde: Ein Stöpsel fürs Waschbecken.

Zwar bietet eine Vielzahl der Herbergen die Nutzung von Waschmaschine & Trockner an (Waschen ca 3-4€, Trockner ca 4-5€), doch oft reicht die Handwäsche von Socken & co aus. Sonne, Garten & Wäscheleine erledigen den Rest.

Für den ersten Teil gibt es überall im Außenbereich Waschbecken, in denen die Kleidung gereinigt werden kann. Oftmals gleichzeitig mit einem Schild versehen, dass man doch bitte sparsam mit dem Wasser umgehen soll. Allerdings fällt dies in der Kombination eines Waschbeckens ohne besagten Gummistöpsel recht schwer. Eventuell findet sich da vor der nächsten Wanderung etwas universelles, eine Gummimatte oder so….

Boardwerkzeug

Neben Schere, Nagelfeile & Pinzette sollte das - ebenfalls sinnvolle - Nähset noch durch Angelschnur & Sekundenkleber ergänzt werden.

Muss man z.B. mal den Rucksack retten, klappt das mit diesen Utensilien (und ein paar geborgten Wäscheklammern) hervorragend:

Liegen lernen

Zum Ende der Pilgerei hat meine Hüfte eine deutliche Abneigung gegen diese blauen Gummimatratzen entwickelt, die es in fast jeder Herberge gab. 

Jegliche Art der Bewegung des Schlafenden wird lautstark quittiert, oft wacht man von den selbst verursachten Geräuschen auf. 

Auch sind diese Unterlagen nix für Seitenschläfer – zumindest bei meinem Körpergrößen-/ Längenverhältnis nicht. Ich liege - egal in welcher Stellung - auf einer ebenen Fläche, das Einsinken z.B. der Hüfte zum Ausrichten der Wirbelsäule bleibt aus.

Ob es diesen weißen „Schon“-Überzug für Kissen (auch blau & aus dem gleichen unkomprimierbaren Material) und Matratze auch nach der Pandemie noch geben wird? Hoffentlich nicht. Auch die farbenfrohen Variationen (lila steht z.Zt. hoch im Kurs) erscheinen nur bei Einhaltung eines größeren Abstandes als tauglich.

Weiterhin sollte man einen leichten (Sommer-) Schlafsack fest in die Camino-Ausrüstungsliste aufnehmen. Warum keinen Hüttenschlafsack? Nun, die in den Herbergen vorhandenen Decken sind oftmals wenig einladend, eine Nacht mit Ihnen zu verbringen, kalt wird es dennoch - da die Fenster geöffnet bleiben sollten.

Um eine Übermüdung der Leser*innen zu verhindern, beschränke ich das monotone Auflisten auf die zuvor genannten Punkte - es gibt sicherlich noch mehr…

Wer das ein oder andere gerne noch detaillierter und plastischer erklärt haben möchte, darf sich gerne melden – wir geben unseren Füßen nun eine Erholung und benutzen zur Abwechslung mal wieder das Gehirn für eine „Fortbildung“.        

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Spanien - finalmente